Charlotte Niese

Die Burger Schriftstellerin Charlotte Niese. Geboren 1851 & 1935 gestorben.

 

Die vielfache Buchautoren Charlotte Niese wurde 1851 im 300 Jahre alten Compastorat der Burger Priesterstraße auf Fehmarn, 1967 abgebrochen, geboren, sie starb 1935 in Ottensen bei Altona. Die berühmteste fehmarnsche Dichterin Charlotte Niese erblickte am 7.Juni 1851 (nach dem Burger Taufregister) in dem 1644 erbauten Compastorat der Priesterstraße als viertes Kind von später neun Geschwistern das helle Frühsommerlicht dieser fruchtbaren Insel Fehmarn. Sie erlebte in ihrer Jugend zwei grundverschiedene Welten, die in ihren mehr als 36 Romanen und Novellen, alle mit historischem Hintergrund, ihren literarischen Niederschlag fanden.

 

Charlotte Niese Geburtshaus

Das alte "Compastorat" aus dem 17 Jahrhundert, das Geburtshaus von Charlotte Niese


Sie verinnerlichte die frühkindlichen Eindrücke in dem geräumigen, winkligen Predigerhaus ihres gestrengen, überwiegend seiner christlichen Berufung ergebenen Vaters, des Compastors Emil August Niese (1816-1869) und der liebevollen, in der christlichen Frauenhilfe führend tätigen Mutter. Hieraus entstand 1891 der „Vaterländische Frauenverein“ und 1921 das Burger Deutsche Rote Kreuz.

 

Charlotte Niese Geburtshaus

Links von der Kirche das alte Compastorat welches 1634 erbaut und 1967 wegen

fehlender sanitärer Einrichtungen abgerissen wurde.

 

„Bohnensack - du muß jetzt starben...!“  
Dem stand gegenüber das von „Klein-Lotte“ seit frühester Kindheit immer wieder gern besuchte und beliebte Fachwerkhaus des Großvaters mütterlicherseits, rechts neben dem Heimatmuseum, heute Wilkens-Haserodt) des Justizrats und Burger Bürgermeisters Hans Christian Matthiessen 1820 bis 1832; ab 1834 „Landschreiber“. Dieses war der juristisch vorgebildete Vertreter des Amtmannes, der bei Gerichtsverhandlungen „ den Ablauf“ führte. In Funktion als solcher und Justizrath hatte er auch am 27. Januar 1854 das Todesurteil gegen Claus Hinrich Bohnensack wegen Mordes an

den Bauern Paul Wohler aus Sartjendorf am Petersdorfer „Köppelberg“ vor 3000 herbeigeströmten Insulanern auszusprechen:   
„...Bohnensack, du hast gesündigt, jetzt muß du sterben, möge der Herrgott deiner Seele gnädig sein!, Scharfrichter Untermann, walten Sie ihres Amtes!“ Hierbei zerbrach Justizrath Matthiessen nach uraltem Inselritual einen Weidenstock und das Henkerbeil sauste herab...! Opa „Stizrat“ nahm seine kleine aufgeweckte und vor allem neugierige Enkelin zu fast allen Amtshandlungen in seiner Pferdekutsche mit.

Als 1858 die Großmutter, Marie Christiane, Tochter des Burger Propsten Johann Hinrich Hammer (1812-1824), starb, zog Charlotte mit „Sack und Pack und Federkissen“, wie sie selbst schreibt, „über den Friedhof“ beim Opa ein. Hier unter dem Riesen-Schreibtisch an den Fenstern zur Straßenfront hockend, bekam sie so die Realitäten des Lebens unmittelbar zu Gehör, und wenn wir die Bücher der Charlotte Niese lesen, so klingen diese beiden erlebten Lebensseiten immer wieder durch: die juristische Klarheit, der versteckte Schelm, der plattdeutsche Schnack und die christliche Anteilnahme, - meist’ zugunsten des Schwächeren.     

 

Charlotte Niese Geburtshaus

Das alte Compastorat mit der "Hilligenpumpe". Charlotte beschrieb ihn als "Soot". Das

Geburtshaus erhielt 1642 rechts eine Scheune die von Bürgermeister Claus Pries

gestiftet und 1928 wieder abgerissen wurde.


Ihr Grabstein mit Rätsel!
Ihre Werke zeugen von tiefem Einblick in Trauer, Armut, Bauern-Hochmut (letzteres trieb sie „von Fehmarn!“), Neid und übertriebenes  materielles Denken und Streben auf diesem Eiland. Ihre Bücher tragen alle fehmarnsche Züge, Kleinstadtmilieu, in den Heimatwurzeln fand sie ihre stärkste Kraft: charakterscharf, oft unerbittlich objektiv und überall ihr versteckter Humor. Land, Leute, Wesen, Platt und Missingsch kommen zu einer vollendeten Harmonie. Theodor Storm war ihr großes Vorbild, sie nahm den nüchternen Realismus und die plattdeutschen Redewendungen in Thomas Manns

Buddenbrooks um 50 Jahre vorweg...!
Die um 1890-1910 so beliebte „Schwülstigkeit“, die ihr literarisches „Ansehen“ sicher in höhere Sphären getragen hätte, mokierte sie mit dem Ausspruch: „Mir ist öfter gesagt worden, ich müßte dem „Zeitgeist“ Konzessionen machen und etwas „schwüler“ schreiben. Hierzu bin ich nicht imstande und bedaure diese Unfähigkeit durchaus nicht. Charlotte Niese wurde Hauslehrerin bei den von Kroghs, dem Grafen von Brockdorff, den Ahlefelds in Ascheberg und dem Landrat Delius in Mayen in der Eifel.

 

Mit ihrer verwitweten Mutter zog sie 1888 von Plön nach Altona, reiste zweimal zu ihrem Bruder Heinrich in die USA, konnte hier jedoch die deutsche „Unterwürfigkeit“, der Aufgabe der heimatlichen Kultur, Sitten und Gebräuche, ja selbst des „groben“ US-English nicht „ertragen“. Die Matthiessen und Nieses haben eine ansehnliche Ahnenreihe: Pastoren, Bürgermeister, Verbindungen zu Caspar von Saldern (Vermittler Zarin Katharina II. Anno 1773), den Buxtehudes von Bad Oldesloe und über ihren Urgroßvater Propst Joh. H. Hammer (1771-1812) ist sie eine Nichte von Amalie Schoppe. Nach einem schaffensreichen Leben voller Anerkennung und Ehren in Altona, verstarb  die Dichterin am 8. Dezember 1935 in ihrem „Poetenheim“ am Philosophenweg in Ottensen. Sie liegt begraben auf dem Altonaer Friedhof an der Moltkestraße,- nicht ohne uns ein Rätsel zu hinterlassen: ihr Geburtsdatum (in allen Lexikas 1854!) ist auf dem Grabstein verschwiegen!

 

Charlotte Niese Grab

Das Grabmal der Charlotte Niese, sie starb in Unfieden mit den "Fehmaranern" die

ihre Werke zu lebzeiten als "Tüünkraam" abtaten. Sie starb hoch angesehen am

8. Dezember 1935 in der schönen Villa am Philosophenweg in Ottensen. Das Grab ist in Hamburg und bis heute erhalten.

 

Die Werke der Charlotte Niese:

 

   - Cajus Rungholt (unter Pseudonym erschienen)
   - Licht und Schatten (1895)
   - Vergangenheit - Erzählung aus der Emigrantenzeit (1902)
   - Die Klabunkerstraße. Roman (1904)
   - Stadt, in der ich wohne (1908)
   - Minette von Söhlenthal (1909)
   - Allerlei Schicksale
   - Als der Mond in Dorotheens Zimmer schien
   - Aus dänischer Zeit (Bilder und Skizzen, Erinnerungen an die Kindheit in Burg)
   - Aus schweren Tagen
   - Das Lagerkind (Geschichte aus dem deutschen Krieg, erschienen 1914)
   - Der Verrückte Flinsheim und Zwei Andere Novellen (1914)
   - Barbarentöchter (Eine Erzählung aus der Zeit des Weltkrieges, erschienen 1915)
   - Das Tagebuch der Ottony von Kelchberg
   - Die Allerjüngste
   - Die Hexe von Mayen
   - Er und Sie
   - Geschichten aus Holstein (1896)
   - Nesthäkchen Gretel - Eine von den Jüngsten
   - Reifezeit
   - Reisezeit
   - Von denen, die daheim geblieben (1915)
   - Was Mahlmann erzählte
   - Philipp Reiffs Schicksale und andere Geschichten (um 1918)
   - Damals. Roman (1920)
   - Was Michel Schneidewind als Junge erlebte
   - Vom Kavalier und seiner Nichte (1919)
   - Von Gestern und Vorgestern - Lebenserinnerungen (1924)
   - Die Reise der Gräfin Sibylle (1926)
   - Schloß Emkendorf (1928)
   - Unter dem Joch des Korsen - Volksstück in 5 Aufzügen

 

Wir Danken Karl-Wilhelm Klahn für Text und Bildmaterial.

Die Aufstellung der Werke haben wir der Wikipedia entnommen.

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