Weitere Altfehmarnsche Sprüche, aussterbende plattdeutsche Worte

Die altgermanische Grundsprache ist vor mehr als 6000 Jahren in dem über Jahrtausende geschlossenen Siedlungsraum unserer westlichen Ostsee entstanden: Urgermanisch! Um 2000 vor unserer Zeitenrechnung drangen die vaterrechtlich gegliederten, sehr kämpfe­rischen Indogermanen in das friedliche Siedlungsland der mutterrechtlich geordneten Groß­steinleute ein und unterwarfen, überlagerten die gesamte Megalitherkultur. Die gemeingermanische Sprachstufe der Urbevölkerung mit den Einwanderern ist um 1000 v.Chr. abgeschlossen. Es kommt um Christi Geburt zur ersten Lautverschiebung der
Ver­schlußkonsonanten von stimmhaft auf stimmschwache Reibelaute: ganta-Gans, urus-Ur.

Bei der Verschmelzung zweier Völker zwingt der stärkere dem unterlegenen seine Sprache auf. Ein Drittel des Gemeingermanischen geht auf Urgermanisch zurück: Trinken, laufen, Weib, Strand, See, Segel. Mit der zweiten althochdeutschen Lautverschiebung im siebten Jahrhundert unser Zeitrechnung, ausgehend von den Alemannen, setzen sich die Akzente der Mundarten weiter voneinander ab, und nach Martin Luthers Bibelübersetzung von 1521/22 nach der sächsischen Kanzleisprache:„lch red und schreib nach der sächsischen Cantzley, damit mich beyde, Ober- und Niederländer, verstehen mögen!", gab es quer durch Teutschland eine Sprachgrenze von der Eifel bis Schlesien, mit steigender Tendenz des Hochdeutschen (Niedergang der plattdeutschen Hansesprache!) von Süd nach Nord.

Fensterleed: Grethn, Grethn - kiek mal ut, kaam mal an de Ruut (Fensterrute), Grethn, Grethn - stell di nich so an, hast du al een Brütigam...?

Kreide-Anklage eines Leibeigenen an der Burgstubentür von Seegalendorf 1736: „Sures Beer, verschimmelt Brod, de Düvel hau Hans Rantzau dod, und geev uns beter Beer un Brod!"

Sprichworte bilden die Kurzfassung einer Jahrhunderte alten menschlichen Erfahrung:

Garderut kümmt de Pioog rut! = (Heilige Gertrud, 17. März, beginnt das Pflügen)
Fuulheet nährt alle Laster...!
Nix ward langsamer vergeeten as en Beleidigung...!
Man nich so bangn, sä de Hahn ton Regenwurm, - door freet he em op...!
He is so eegn as Hein Nütt, de schull an Galgn - und wull nicht...!
Wat de een sein Uul, is de anner sein Nachtigall...!
He hat nix in de Melk to krööm („Aufschneider" und „Wichtigtuer" am Rande der Existenz..!) Geschäftsgründer:De örst sien Dot,de tweet de Not,de Drütt dat Brot,de veert geiht to good!

Hexenprotokoll der Thalede Melchen von 1634 (Schlußworte Inquisitor Brend Nobis) „Du muß stanzen, idt gescheh in Gotts Naam!"

Anweisung für die Knechte: „Een Hex mütt free schweven twischen Himmel und Eer, dat de Deuvel nich na de Eer und mank dat Volk fohrn kann, wann se blökern -brennen- deit...!" (Die Verurteilte wurde mit einer Kette erhöht an einen Pfahl schwebend angebunden).

Frede = Steinwall ums Dorf,
Tofte = Grashof hinter Bauernhof,
Wedeme - Pfarrhaus (we-da, Sanskrit = Wissen),
Langobardenknüppel = Dachzier / Hausbeschützer,
Huusbrand (alt­nordisch Brandr/ Bram - beschützen),
Pumpsupp = Erbsensuppe,
Hahnreis = betrogener Ehemann,
Kusch / Alkoven = eingebautes Bett der ganzen Familie,
Krude = Raffgier,
Beeverkruut = Zittergras,
Harrdach = Viehhirte am „Fasteiavend" gewählt,
balbeern = rasieren,
Heister = Elster,
Magprang = Elsterklaue (J. Voß),
Sorge = Trauertracht,
se/he hat utieegn = Grabsteile wieder zur Beerdigung frei,
Leevkoje aftelln = Gürtelrose abzählen,
ruchhoorig = grob, Spijöök = Unsinn machen, Blangndöör = Seitentür, Appel-Braans-Klümp = Äpfel und harte Weizenklöße in Speck gebraten,
Krööm und Melk = beides Jahrhunderte währendes gutes abendliches Essen beim fehmarnschen Bauern,
Melkrick = gesäuberte Milchkanner kopfüber auf erhöhtes Holzgestell,
Düüvelskitt = Fehmarnscher Tarras, een „Knievel" Brot.


Mit freundlicher Genehmigung von Karl-Wilhelm Klahn
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