Die Schneekatastrophe - Aus der Sicht des Deutschen Wetterdienstes

Vom 27. bis 31. Dezember 1978 in Schleswig-Holstein aus der Sicht des Deutschen Wetterdienstes.

Vom 27. bis 31. Dezember 1978 in Schleswig-Holstein aus der Sicht des Deutschen Wetterdienstes.Am 27. Dezember 1978 ist ein kräftiges Hochdruckgebiet mit Kern von 1040 mbar zwischen Ostgrönland und Spitzbergen, ein Keil von 1010 mbar erstreckt sich nach Südskandinavien. Ein Sturmtief mit Kern von 970 mbar befindet sich südwestlich von Irland. Seine Ausläufer führen in breitem Strom Warmluft nach Mitteleuropa. Skandinavische Kaltluft dringt über Nordjütland nach Süden vor. Bedingt durch den Warmluftvorstoß nach Mitteleuropa und den Kaltluftausbruch von Norden her verstärken sich am 28. Dezember die Druckgegensätze zwischen Mitteleuropa und Südskandinavien, so daß die östlichen Winde in Schleswig-Holstein merklich zunehmen.

Von dem umfangreichen südwestlich von Irland gelegenen Tief lösen sich Teilstörungen ab, die über das nördliche Mitteleuropa rasch nach Osten wandern. Die Grenze zwischen der mitteleuropäischen Warmluft mit Temperaturen um +10°C über West- und Süddeutschland und der skandinavischen Frostluft mit Werten bis 10°C in Südschweden und unter -20°C über Mittelskandinavien verläuft über die südlichen Küstenbereiche von Nord- und Ostsee. Südlich dieser Linie kommt es zu Regen, nördlich davon zu Schneeregen, der in Schneefall übergeht. Nachlassende Schneefälle über Südskandinavien berechtigen zu der Annahme, daß die Kaltluft rasch nach Süden wandern und die Schneefälle im Laufe des Tages von Norden her nachlasen wird.

Am Folgetag, am 29. Dezember, lösen sich von dem in den Südteil der Britischen Inseln gewanderten Tief weitere Randstörungen ab, die mit Druckfall und weiterer Warmluftzufuhr ostwärts ziehen. Da sich der Hochkeil über Skandinavien verstärkt, verschärfen sich die Druckgegensätze, und es werden weitere Schneefälle ausgelöst. Die Luftmassengrenze erreicht in Bodennähe mittags Hannover.

 

Schnee

 

In Nord- und Mitteljütland lassen die Schneefälle allmählich nach. Der Durchzug der Teilstörung gibt Anlaß zu der Erwartung, die Kaltluft werde zügig südwärts vordringen und der Schneefall sich weiter abschwächen. In der Nacht zum 30. Dezember ist jedoch ein weiteres Randtief von England in die Beneluxstaaten und in das Niederrheingebiet gezogen, das sich dann im Laufe des Tages ostwärts verlagert. Auf seiner Rückseite ist verbreiteter Druckanstieg auszumachen. Die Luftmassengrenze ist morgens bis in den Raum Kassel vorangekommen. Die Randstörung liegt in den Mittagsstunden über den deutschen Mittelgebirgen.

In Nord- und Mitteljütland haben die Schneefälle weitgehend nachgelassen, es kommt hier jedoch zu weiterem Luftdruckanstieg, so daß die starken östlichen Winde erhalten bleiben. Neue Schneefälle haben sich über Südjütland, Seeland und im Ostseebereich gebildet. Wahrscheinlich ist an ihrer Enste-hung auch das zum Teil noch recht warme Ostseewasser beteiligt. Bis nach Nordjütland hat sich der Hochdruckkeil weiter verstärkt, unter dessen Einfluß die Bewölkung auflokkert.

Am 31. Dezember wandert noch einmal ein Teiltief mit verbreitetem Druckfall über die deutschen Mittelgebirge nach Osten, so daß eine erneute Gradientverschärfung auftritt, die den Wind ein weiteres Mal zunehmen läßt. Die Niederschläge treten jedoch nicht mehr verbreitet über Schleswig-Holstein auf. In List auf Sylt bleibt es tagsüber niederschlagsfrei, in Lübeck wird 1 mm, in Schleswig 14 mm Niederschlag gemessen. In den nördlichen Bezirken scheint gelegentlich bereits die Sonne, in List fast 5 Stunden lang.

 

Schnee

 

Andererseits bilden sich auch wieder einige Niederschlagsstraßen, die wahrscheinlich zum Teil durch das warme Ostseewasser ausgelöst werden. Vor allem in Angeln und im Gebiet von Schleswig bis Husum treten nachmittags und abends erneut länger andauernde Schneefälle auf. Dieses Band verschiebt sich nur langsam nach Südosten und dreht dann auf Nordost bis Südwest. Es bringt Ost- und Südostholstein sowie Lauenburg abends und nachts sowie in den Morgenstunden des 1. Januar weitere zum Teil auch stärkere Schneefälle, nachdem es dort vorher mehrere Stunden niederschlagsfrei gewesen ist.

Auch haben sich in diesen Gebieten die Luftdruckgegensätze stark abgeschwächt, so daß vorübergehend nur schwache östliche Winde wehen, während im Landesteil Schleswig der .starke Ostwind unvermindert andauert. In den Nachmittagsund Abendstunden des 31. Dezember ist dann endgültig zu erkennen, daß sowohl eine Windabnahme, bedingt durch starken Druckanstieg, der sich von den Britischen Inseln und Westeuropa ostwärts ausweitet, als auch ein Nachlassen der Schneefälle durch den Aufbau eines Hochdruckkeils mit Sicherheit zu erwarten ist. In den Abendstunden des 31. Dezember und in der Neujahrsnacht lockert die Bewölkung von Norden her auf und der Wind läßt bei Drehung auf Nordost bis Nord merklich nach. Am 1. Januar bleibt es dann im Landesteil Schleswig weitgehend niederschlagsfrei.

Wir danken Heidi Maxe für diese Informationen.

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