Ehre den Toten

 

Niemand, der am 23. August 1932 nachmittags auf dem Ehrenfriedhof der Kieler Garnison den Toten der Niobe die letzte Ehre erwies, wird dieses Ereignis je­mals vergessen können. An diesem Tag trauerte ganz Deutschland mit den Ange­hörigen der Toten und den Kameraden der Marine. Alle deutschen Sender übertrugen die Trauerfeier auf dem Ehrenfriedhof. Millionen lauschten den Ansprachen von den beiden Geistlichen und dem Chef der Marineleitung. Sie vernahmen die Ehren­salven für die 32 Kameraden, die bereits in den vorbereiteten Grüften, ihre Särge be­deckt mit der Kriegsflagge, ruhten. Die Kränze des Reichspräsidenten, der Mari­neleitung, der Ministerien, aber auch von Kaiser Wilhelm II schmückten die große Grabstätte. Wir geretteten Kameraden hielten die Ehrenwache, angeführt von un­serem Kommandanten, KptLt Ruhfus, und den geretteten Offizieren.

 

Nachdem der Chef der Marineleitung, Adm Dr.h.c. Raeder den Angehörigen das Beileid der Reichsmarine ausgesprochen hatte, stimmten um 16.00 Uhr alle Kieler Kirchenglocken ihr Trauergeläute an. Ge­führt von dem Kieler Stadtkommandanten, KptzS von Bredow, den beiden Geistlichen und dem Chef der Marineleitung, schritt der Trauerzug zur Grabstätte. Während ein Trommelwirbel verklang, die Musikkapelle einen Choral spielte, betrat der evangeli­sche Stationspfarrer Sontag die Kanzel. Nach Worten aus der Bibel und einem kur­zen Gebet, sagte er in seiner Predigt:

 

"Viele Hoffnungen sind zerbrochen, nicht nur bei den Angehörigen. Es sind die Hoffnungen des ganzen deutschen Volkes. Aber wie nach dem Wunsch vieler Frauen und Männer unseres Volkes der Geist, der auf der NIOBE gepflegt wurde, in einem neuen Segelschulschiff weiterleben soll, wie hier Hoffnung und Glauben den Weg fin­den über die Katastrophe und über den Untergang hinweg, so finden auch wir in dieser Stunde aus Glauben und Hoffnung den Weg über Grab und Tod...

Es standen auf dem Ruderrad unserer Niobe außer dem Namen des Schiffes die drei Worte: Gott mit uns. Es ist gut, wenn unser Lebenskurs so rechtweisend ist. Und wir wollen ein anderes als Ver­mächtnis mitnehmen. Das letzte Kommando an Bord: "Alle Mann auf, klar zum Manöver!", kam nicht mehr zur Ausführung. Wir wollen es als ein Gleichnis nehmen, daß die Weiterführung der Lebensarbeit unserer Kameraden bei uns liegt. Und dazu: Gott mit uns. Amen!"


Auch der katholische Stationspfarrer Hermes sprach in gleichem Sinne Worte des Trostes an die Hinterbliebenen. Dann sprach der Chef der Marineleitung Adm Dr.h.c. Raeder. Seine einleitenden Worte galten dem Wiederaufbau der Marine und dem Bemühen um ein Wiedererstehen deutscher Seegeltung. Dann führte er aus: Es ist ein Trost für die Leidenden, Genossen ihres Unglücks zu haben, sagt ein altes römisches Sprichwort. Leidensgefährte zu sein, führt die Menschen zusammen... Und wahrlich, die ganze Nation, das ganze deut­sche Volk hat in einer Zeit innerer Zerris­senheit und Parteistreitigkeiten einmütig sich an unsere Seite gestellt in aufrichtiger Trauer und verständnisvollem Mitempfin­den... Und so steht auch über diesem ungeheuren Opfer nicht das bitterste "Umsonst", sondern es ist gebracht, daß es Saat sei, von Gott gesät, dem Tag der Garben zu reifen...

Wenn etwas ist, gewaltiger als das Schicksal, so ist's der Mut, der's unerschüttert trägt.

 

Die Überlebenden Offiziersanwärter unter Führung von OLtzS Lott bilden die Ehrenkompanie bei der Trauerfeier. Die Namen aber unserer Kameraden vom Fehmarnbelt werden in der deutschen Marine und ihrem geschichtlichen Werdegang unlösbar verbunden bleiben. Sie seien uns eine heilige Mahnung, auf dem als richtig erkannten Wege der Ausbildung in unerschütterlicher Zuversicht fortzuschrei­ten. Und sie seien uns allezeit ein leuchten­des Vorbild, im Sinne des Wortes des großen Preußenkönigs "Es ist nicht nötig, daß ich lebe, wohl aber, daß ich meine Pflicht tue."

 

Gedämpfter Trommelwirbel ertönte, dann drei Ehrensalven. Die Fahnen senkten sich, die Kapelle spielte das Lied vom guten Kameraden, während der Marinepfarrer Sontag die Namen der Toten und Vermißten verlas. Das Deutschlandlied beendete die Feier.

 

Von den 69 Toten wurden 33 auf dem Ehrenfriedhof der Kieler Garnison beige­setzt. 17 wurden in die Heimat überführt, 19 hat die See behalten.

(Aus: Kieler Neueste Nachrichten Nr. 199, Donnerstag, 25. August 1932. Ansprachen des ev. Geistlichen und Adm. Raeder im Auszug)

Das Ehrenmal auf dem Kieler Nordfriedhof

Das Ehrenmal auf dem Kieler Nordfriedhof

 

Mit freundlicher Genehmigung von Karl-Wilhelm Klahn

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