Megalithgräber - Haus für die Ewigkeit?
Welche Gott Vorstellungen trieb diese Menschen vor 5500 zum Bau solcher zyklopenhaften, außerordentlich mühsamen, zeitraubenden und oft die ganze Lebenskraft kostenden Steinsetzungen für ihre Toten, ihre Sippengrabmale, Behausung für die eigene, höchst ungewisse Reise ins "Schattenreich"?
Es ist eine erstmals erkennbare, konkrete "Jenseitshoffnung" dieser vereinten Bauernkultur, die in der Form von Großsteinbauten ihre megalithische Heiligkeit, ihren Glauben, ihre Religion des Weiterlebens nach dem Tode ausdrücken will. Die Architektur ist ganz auf den Innenraum als Abbild einer sicheren Wohnung für die Reise in die Ewigkeit abgestellt. Das Äußere wird mit einer dicken Erdschicht eingehüllt, und erst die Witterungseinflüsse der Jahrtausende zeigen das heutige, entblößte Bild der bemoosten Totenhäuser im Feldgestrüpp.
Zahlreiche Beinkammern liegen noch im Erdreich, so streiften 1986 Pflugscharen auf dem "Möhlenbarg" nördlich von Blieschendorf den "Deckelstein" eines unberührten Hünengräbes; als "Pflug Ärgernis" sind die gewichtigen Bausteine der einstigen heiligen Stätte als "Knick" Verlängerung am Blieschendorfer Weg heute zu bestaunen. Zum ersten Male schuf der Mensch vor 5500 Jahren für sich und seine Vergänglichkeit ein monumentales Grabmal: es zeugt von Gruppensolidarität und einer einheitlichen Gottvorstellung, die hiermit die ganze megalithische Welt auf einen Nenner bringt und die verschiedenen Götzen und Geistervorstellungen der Urahnen verdrängt.
Auf den Inseln der westlichen Ostsee entstehen die frühesten Totenkammern in Form der Urdolmen, diese haben vier liegende Blöcke als Standbeine und einen flacheren, oft tonnenschweren Deckelstein. Bei Bedarf werden die Grabkammern durch "Anbauten" zu Ganggräbern vergrößert und mit einem halbhohen, der aufgehenden Sonne zum Osten zugewendeten Eingang versehen. So meinte noch unser Dichterfürst aus Weimar um 1820, es müßten "Hünen" gewesen sein, die diese Kolosse bewältigt hätten, so weiß man heute, daß die durchschnittlich 165 Meter großen Männer mit durchaus einfachsten Hilfsmitteln wie hölzernen Rollen, Hebeln, Hebebäumen und von Rindern gezogenen Schleifgabeln die Findlinge an den Totenkultplatz transportieren konnten.
Die schwierigste Arbeit dürfte sicher das Aufbringen der meist sehr großflächigen, gewichtigen Deckelsteine gewesen sein. Hier wendeten die Trichterbecherleute das Gesetz der schiefen Ebene an, schütteten eine Rampe bis zur Oberkante der Tragesteine mit Erde, Sand und im Winter auch Schnee an und zogen den auf Baumstämmen rollenden Abdeckstein mit Stricken durch Zugtiere und mit eigener Kraft in die richtige Position.
In Gahlendorf, dem hünengrabreichen Osten der Insel Fehmarn, befand sich bis zum Jahre 1847 ein Dolmengrab, welches einer siebenköpfigen Familie mehrere Jahre als "Wohnung" gedient hatte, bevor es, nach mehrfacher "Kündigung" durch den fehmarnschen Amtmann Ludwig von Moltke, den Steinschlägern überantwortet wurde. Dieses Megalithgrab fand in der fehmarnschen Sagenwelt wegen seines riesigen rötlichen Deckelsteins von mehr als 24 Quadratmetern "22 mal 12 Fuß" als "groot Steen" seinen Niederschlag: "Medder Murjahn (Teufels Großmutter) mit de scheefen Tähn, schüürt ehrn Steert an grootn Steen...!"
Diese Grabmale und Kultstätten wurden immer mit einem runden oder ovalen Steinkreis als Mahnung der göttlichgewollten Unantastbarkeit abgegrenzt, dem eingangs vielfach Säulensteine als Wächter für den heiligen Bezirk vorstanden.
Der Bannkreis um megalithischen Kultstätten fand seine spätere Fortsetzung im Steinkreis des mittelalterlichen Thingplatzes und diente noch hier als letzter Zufluchtsort für Verfolgte; die Verletzung des ThingFriedens zog die härteste Strafe nach sich. Die Gedankenwelt dieser ersten Bauernkultur drehte sich naturgemäß vorrangig um das Überleben der Sippe: Liebe und Fruchtbarkeit, wobei letzteres auch das Vieh und den Acker mit einschloß.
Zentraler Lebenssinn war jedoch die Hoffnung des Lebens nach dem Tode! Mit dem "Haus für die Ewigkeit" hatte das Leben eine Zielrichtung bekommen, das menschliche Dasein eine Sinngebung erfahren: die religiösen Motive brachten große schöpferische Triebkrafte hervor, ja, der Megalither meldete sich zur Unsterblichkeit an, zur Einkehr ins All!
4500 Jahre altes Megalithgrab genannt "Alversteen" an der Steilküste vin Albersdorf
diente Jahrtausende der Schiffaht als Landmarke (frühes "Leuchtfeuer")
Diese frühen Begräbnissitten verleugnen den endgültigen Tod, und der aufwendige Ritus der Bestattung umfaßte vor allem die Grabbeigaben für die lange Fahrt in den Schoß des allmächtigen, mit der Fruchtbarkeitsgöttin vereinten Sonnengottes. Nach archaischen Vorstellungen ist zur Erweckung der Fruchtbarkeit von Mensch , Tier wie Acker gleichermaßen der Vollzug einer "Heiligen Hochzeit" des Himmelsgottes mit der Erdmutter vonnöten.
Die Verstorbenen wurden in einer magischkultischen Beisetzungs Zeremonie in langgestreckter NordSüdRückenlage gebettet, und als Wegzehrung ins Totenreich fand man Bärenschinken, TiefstichKeramik in Trichterform, in denen noch Grützreste mit Beeren analysiert wurden, Kragenflaschen aus der Landnahmezeit, FeuerSteinbeile, Knaufhammeräxte aus Grünstein, Schaber, Pfeilspitzen, verzierte Weidenruten und nicht zuletzt Opferbeigaben für den Herrn des Schattenreiches: Bernsteinketten, verzierte Flintsteindolche und vor allem feingesägte Knochenkämme! Diese Begräbnisform des "lebenden Leichnams" hat unverkennbare Parallelen zu den Gräbern der ägyptischen Pyramiden, wobei sich bei den modernen physikalischen C14Datierungen die Megalithbauweise als die ältere erweist.
Für "Bösewichte" wurde eine unerwünschte Wiederkehr mit RacheGelüsten befürchtet, und so findet man gefesselte Skelette in Hockerstellung mit gebrochenen Beinen und stumpfen Waffen vor: ein Wiedergänger sollte keine Macht mehr über Lebende gewinnen!
Mit freundlicher Genehmigung von Karl Wilhelm Klahn
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