Einweihung der Vogelfluglinie in Puttgarden am 14. Mai 1963
Die Einweihnungfeier am neuen Bahnhof in Puttgarden
Am 14. Mai 1963, wird auf Fehmarn der 100 jährige Traum unzähliger Wirtschaftspioniere, Verkehrsexperten, Reisenden, Bauern und Kaufleute zur Wahrheit. Der kürzeste Weg von und zum Norden ist in dreieinhalbjähriger Bauzeit fertiggestellt und soll seine erste Bewährungsprobe bestehen. Die politischen Beziehungen zwischen Deutschland und Dänemark haben nach dem Krieg noch keine nachbarliche Normalität, die Anwesenheit der beiden Staatsoberhäupter König Frederik IX. und des Bundespräsidenten Heinrich Lübke bei der Eröffnung der Linie in Puttgarden bedurfte daher protokollarischen Geschicks.
Um 9.40 Uhr trifft der Sonderzug des Bundespräsidenten mit seiner großen Begleitung ein. Das Flaggschiff der DB, die Theodor Heuß - 1957 in Kiel bei Howaldt gebaut, 136 Meter lang, 5.600 BRT und mit einem Fassungsvermögen von 1.500 Personen, 13 D-Zugwagen und 100 Pkw - sticht um 10.10 Uhr in See. Neben dem deutschen Präsidenten sind 500 Ehrengäste und an die 100 Journalisten an Bord.
Fährhafen mit Gleisanlagen, Empfangsgebäude, Zollabfertigung und Landgang
Das Fährschiff schafft die 19 Kilometer des Fehmarnbelt in 50 Minuten Fahrzeit. In Rödby haben sich Tausende Dänen versammelt, die mit rotweißen Danebrog-Fähnchen in der Hand rufen: „Bravo, Papa Tyskland". Der Bann ist gebrochen; der Bundespräsident und der in Admiralsuniform erschienene dänische König gehen zur Begrüßung aufeinander zu. König Frederik lädt das deutsche Staatsoberhaupt und alle Gäste zur Rückfahrt auf das dänische Fährschiff ein. Die Kong Frederik IX. liegt abfahrbereit. Sie wurde 1954 in Dienst gestellt, 114 Meter lang, hat 4.084 BRT und ein Fassungsvermögen von 1.200 Personer 24 Güterwagen und 115 Pkw.
König Frederik IX. un der Bundespräsident Dr. Heinrich Lübke (Abb. 1)
König Frederik IX. un der Bundespräsident Dr. Heinrich Lübke (Abb. 2)
Um 11:25 Uhr legt die Königsfähre ab. Die bunte Wimpel Beflaggung wird eingezogen und die Königsstandarte neben der Bundesflagge am vorderen Mast gehißt. Zwischen den 85 Meter breiten Molenköpfen der Hafenpassage von Rödby ist ein Festband in den dänisch-deutschen Landesfarben gespannt, das nun durchschnitten wird. Die Gäste strömen in die mit gelben und blauen Rosen, Lilien und Nelken dekorierten Speisesäle. Im Königsalon wird für CE Spitzenvertreter beider Länder ein Festessen serviert. Die Festreden sind kürzer es die vor 14 Tagen bei der eröffnung der Fehmarn Sundbrücke.
„Die Vogelfluglinie wird dazu beitragen daß sich die anbahnende engere Zusammenarbeit der europäisch Länder verstärkt. Ihre Vollendung ist der sichbare Ausdruck, den diese positive Entwicklung zur Bundesrepublik prägt!" - sagte der König. Heinrich Lübke weist darauf hin, daß die Zeitepoche von der europäischen Zusmenarbeit geformt werde: „Die Vogelfluglinie Ist eine verbindende Brücke, welche Skandinavien mit den Ländern Europas verbindet, und die Brückenpfeiler sind Dänemark und Deutschland." Bundesbahnpräsident Professor Oftering bringt es zum Schluß auf einen Punkt:
„Wir spüren alle in unserem Inneren, daß mit dieser Verkehrstat, in dieser historischen Stunde, Europa näher zusammengerückt ist; daß mit dieser Vogelfluglinie ein wundervoller Beitrag der Ingenieure, Techniker, Verkehrswirtschaftler und ein wenig auch der Finanziers zur Verwirklichung dessen geleistet wurde, was wir "Europa" nennen!"
Bereits 1198 gab es eine Pilger-Fährroute über den Fehmarnbelt, 1202 erhielt man die Fährprivilegien von Waldemar II. 1644, kreuzt König Christian IV. mit seinem Flaggschiff Dreifaltigkeit an der Nordküste vor Fehmarn auf. Hier verliert der tapfere Monarch im Kanonenduell mit schwedischen Orlogschiffen sein rechtes Auge durch den zersplitternden Hauptmast. Dieses historische Ereignis widerspiegelt den Text der dänischen Nationalhymne: „König Christian steht am hohen Mast in Rauch und Dampf...!" Natürlich hätte man - wie es bei Anlässen dieser historischen Größe ansonsten üblich ist - tief in die Geschichte zurückgreifen können.
Bei der Eröffnung der Vogelfluglienie
Aber die Beziehungen zwischen bei - den Staaten sind nach dem Schleswig-Holstein Verlust von 1864 und der Hitlerbesetzung von 1941 noch problematisch, und so hält man sich überwiegend an Aalplatten, Täubchen auf Artischockenböden und prima Käse aus Dänemark. Nach zwei Stunden vom König verordneter „Langzeitfahrt" kommen die Puttgardener Molen in Sicht. Flugzeuge ziehen kunstvolle Begrüßungsschleifen über dem Einweihungsschiff. Zwischen den Molenköpfen sind schwarz-rot-goldene und rotweiße Festbänder gespannt. Uber 2.000 Tauben flattern zu einer Melodie aus dem Fliegenden Holländer als Symbol für die Millionen durchziehender Wandervögel in den sonnenüberfluteten Maienhimmel.
Sie sind zugleich ein gegenseitiges Versprechen, für eine dauerhaft friedliche Nutzung dieser jetzt auf beiden Seiten des Fehmarnbelt offiziell eröffneten Vogelfluglinie zu sorgen. Unzählige Schaulustige bevölkern die begehbaren Felsenmolen, viele Schulkinder sind mit ihren Lehrern gekommen und winken mit Fähnchen auf dem Landgang und am Bahnsteig. Am blumengeschmückten und mit einem roten Teppich ausgelegten Bahnsteig 1 steht der Rheingold-Expreß.
Die Staatsoberhäupter mit ihren Begleitern steigen in den Aussichtswagen, um die Fehmarnsundbrücke mit den dänischen Gästen in Augenschein zu nehmen und dem ausgedienten Fährbahnhof Großenbroder Kai nach zwölf Jahren „Interims-Dasein" letzte Referenz zu erweisen. Der langjährige Bahnhofsvorsteher Szamei-tat, der perfekt dänisch spricht und den König wie auch seine Familie viele Male als Fahrgäste in Großenbrode begrüßt hat, empfängt die Gäste. Dann folgen Musik, Präsente, ein letzter kleiner Rundgang, Dank an Eisenbahner, Seefahrer und an die weniger glückliche Großenbroder Gemeinde.
Bei der Eröffnung der Vogelfluglienie
Der König und Heinrich Lübke fahren nach Puttgarden zurück, der Bundespräsident verabschiedet seinen Gast am Fährschiff. Der Staatsakt der Einweihung ist damit beendet. Jetzt sollten sich annähernd 300 Millionen hüben wie drüben investierte Mark amortisieren.
Hier für Sie einige weitere Impressionen vom Tag der Eröffnung:
Bundespräsident Dr. Heinrich Lübke (mitte)
Vor dem Bahnhofgebäude, heute ist von dieser Position eine Holzbrücke zu sehen.
Der Bahnhof in Puttgarden
Einer der ersten Züge im neuen Puttgardener Bahnhof
Der Bahnsteig am 14. Mai 1963
An der Stelle wo die hinteren Autos stehen verläuft heute die hölzerne
Fußgängerbrücke zur Mole und zum Bordershop
Broschüre zur Eröffung der Vogelfluglinie
Mit freundlicher Genehmigung von Karl Wilhelm Klahn
Auszüge dem Buch: Fehmarn, eine Bauerninsel als Trittstein zur Welt
Erschienen im Wachholtz Verlag
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